Zwei Semester im Schwerpunktbereich 6 „Steuern und Finanzen" (SPB 6) sind nun um und mit Vergnügen teile ich meine gesammelten Erfahrungen denjenigen mit, die auch mit dem Gedanken spielen, den SPB 6 zu wählen.
Ich möchte direkt vorwegschieben, dass ich es, auch wenn es nicht immer einfach war, keine Sekunde bereue, den Bereich „Steuern und Finanzen" gewählt zu haben. Warum das so ist? Lest selbst:
Um euch ein besseres Bild vom SPB 6 machen zu können, macht es vielleicht Sinn zu klären, was der SPB 6 ist und was er nicht ist; was er kann und was er nicht kann.
Was ist der SPB 6 also aus meiner Sicht?
Er ist jedenfalls kein Schwerpunktbereich, den man mal eben so nebenbei erledigen kann und möglichst noch ohne großen Aufwand jeweils 18 Punkte in den VAKen einfahren kann. Viele, und dazu zählte ich mich auch, haben vor ihrer Schwerpunktbereichswahl wenig bis nichts mit dem Thema „Steuern" zu tun gehabt. Hinzu kommt, dass das Steuerrecht wohl zu den umfassendsten und durch politische Einflüsse am stärksten beeinflussten Rechtsgebieten überhaupt gehört. Deswegen erfordert es gerade am Anfang ein gewisses Maß an Fleiß und Hingabe. Aber mal ehrlich, das Hauptstudium soll es ja gerade ermöglichen, sich intensiver und detaillierter mit einer Materie zu beschäftigen als es vorher möglich war. Einer der Hauptgründe diesen SPB zu wählen war es für mich daher auch, dass ich so gut wie nichts über Steuern und Finanzen wusste und endlich besser in diesem Bereich Bescheid wissen wollte. Falls ihr ebenfalls keine Vorkenntnisse besitzt, ist das also überhaupt nicht hinderlich.
Habt ihr daher Lust eine bis dato unbekannte, aber sehr wichtige Sphäre des Rechts zu betreten, kann ich den SPB 6 schon deswegen sehr empfehlen.
Nun zur zweiten Frage; was der SPB 6 kann und was er nicht kann.
Viele Studierende schreckt es ab, dass der SPB 6 angeblich keine examensrelevanten Kenntnisse vermittle. Nun ja, wenn ihr den Schwerpunkt nach dem 1. Examen macht, kann euch das egal sein. Macht ihr ihn vorher, so wie ich, lasst euch gesagt sein, dass das Steuerrecht zwar in der Tat in NRW kein Prüfungsstoff des 1. Examens ist, es aber wie jedes andere Rechtsgebiet mit juristischen Methoden und Argumentationen arbeitet. Insbesondere sind die Inhalte stark vom öffentlichen Recht und verfassungsrechtlichen Fragestellungen beeinflusst. Aber auch Zivilrechtler kommen auf ihre Kosten, wenn es um die Besteuerung von Personengesellschaften und Körperschaften geht, wo Wissen aus dem Gesellschaftsrecht erworben und vertieft werden kann.
Darüber hinaus kann der SPB 6 etwas, was kaum ein anderer SPB in dieser Form kann. Das Steuerrecht ist ein Rechtsgebiet mit einem unglaublich vielseitigen und großen Anwendungsbereich. Bei jeder wirtschaftlichen Fragestellung, sei es im Hinblick auf Einzelpersonen oder Unternehmen, hängt vieles letztlich von der Frage ab, welche Auswirkungen das Handeln auf die Besteuerung hat und wie man möglichst wenig Steuern zahlen muss. Diese Zusammenhänge lassen den eigenen Horizont zwangsläufig wachsen.
Zuletzt möchte ich noch etwas zu dem „Drumherum" im SPB 6 sagen. In allen Vorlesungen und den Arbeitsgemeinschaften hat stets eine ausgesprochen gute Arbeitsatmosphäre geherrscht. Zwar haben die Masterstudierenden, die auch an den Veranstaltungen teilnehmen, jedenfalls zu Beginn einen Wissensvorsprung, doch sollte man sich davon nicht verunsichern lassen. Ich denke, es ist viel mehr eine gute Möglichkeit, Wissen auszutauschen und zudem nahe Einblicke in Praxisabläufe zu bekommen. Zu der guten Lernatmosphäre haben auch die Professoren und Dozenten, sowie die AG-Leiter beigetragen, denen stets sehr viel daran lag, dass man den Stoff wirklich versteht. Hervorzuheben ist hier meines Erachtens noch die Übung im Steuerrecht, in der man das ganze Semester über ehemalige Originalklausuren schreibt, korrigiert bekommt und anschließend bespricht. Eine optimale Klausurvorbereitung ist so gewährleistet.
Besonderes Highlight für mich war dann noch die Verteidigung meiner Seminararbeit im Rahmen des deutsch-polnischen Austausches in Krakau, den der Lehrstuhl nun schon seit 25 Jahren organisiert. Man glaubt zunächst, dass eine vernünftige Kommunikation über steuerrechtliche Themen kaum möglich sei, doch gaben sich alle Beteiligten sehr viel Mühe einander zu verstehen. Dadurch konnten alle Teilnehmer von dem gemeinsamen Austausch fachlich und kulturell profitieren.
Alles in allem sehe ich sehr positiv auf mein Hauptstudium zurück, auch wenn man sich der Tatsache bewusst sein muss, dass der Bereich „Steuern und Finanzen" nicht der einfachste aller SPB ist. Und selbst, wenn ich im späteren Berufsleben nicht dem Steuerrecht treu bleiben werde, weiß ich nun wenigstens wie und warum man eine Steuererklärung abgibt.